Wie Fanclubs Gemeinschaftsgefühl in den E-Sport bringen

Wie Fanclubs Gemeinschaftsgefühl in den E-Sport bringen
Foto: Fans von Eintracht Spandau machten sich bei Events wie der Dreamhack oder Gamescom laut bemerkbar. / Foto: Michael Matthey/dpa

Ob durch ständiges Reingerufe, das Singen der Vereinshymne oder Rücktrittsforderungen an den «Präsidenten» Max «HandOfBlood» Knabe: Bei Eintracht Spandaus sogenannter Mitgliederversammlung auf der Gamescom sind die Fans laut mit dabei.

Mangels echter Vereinsstruktur ist das zwar nur eine gespielte Veranstaltung mit viel Theater. Dass diese aber nicht nur auf Twitch, sondern auch hautnah erlebbar ist, scheint bei den Fans gut anzukommen.

Eintracht Spandau: Fanbindung von Beginn an mitgeplant

Die erst 2022 gegründete Organisation habe sich von Beginn an das Ziel gesetzt, die Fans wie im Fußball fest und treu an sich zu binden, sagt Eintracht-Product-Director Christian Baltes. Im E-Sport seien viele andere Teams daran gescheitert. «Vorher konnten wenige Teams Fangruppen aufbauen, die auch da sind, wenn es halt gerade schlecht läuft», sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Schon früh wurde der «Spandauer Bock» zur eigenen Vereinskneipe auserkoren, in der sich regelmäßig 20 bis 40 Leute zum gemeinsamen Ansehen der Spiele treffen. E-Sport-Turniere wie die deutschsprachige League-of-Legends-Liga Prime League würden die Fans dort gemeinsam erleben, sagt Martin Windhäuser vom Fanclub «Red Eagles Spandau».

«Wie bei einem anderen Sport in der Kurve»

«Es ist wie bei einem anderen Sport in der Kurve», sagt Windhäuser der dpa. «Die Einen kennt man besser, die Anderen weniger gut, aber alle gehören dazu. Da grüßt man auch Leute, obwohl man nicht mal den Namen kennt.»

Im E-Sport würden viele Fans Teams eher wegen beliebter Spieler unterstützen und ihnen oft auch zum nächsten Arbeitgeber folgen, sagt Windhäuser. Um Vereinstreue zu schaffen, brauche es Gemeinschaft vor Ort, durch die Fans direkt mit den Organisationen in Berührung kommen. «Es ist anders als mit einem Team, das man nur im Stream wahrnimmt», sagt Windhäuser.

Fangruppen auf eigenen Discord-Servern

Das fängt bereits online an, wo sich Fangruppen auf eigenen Servern der Chat-Plattform Discord organisieren. Manche fokussieren sich etwa auf das gemeinsame Zocken, andere, wie die Westfront oder die Nordkurve Spandau, teilen sich nach Regionen auf. Aktionen wie Public Viewings, Fanturniere oder Spendenaufrufe organisieren diese nicht nur allein, sondern auch in einer gemeinsamen Faninitiative.

Die schnelle Entwicklung habe selbst die Erwartungen der Organisation übertroffen. Schon nach dem ersten Sieg der Eintracht in der Prime League warteten 15 jubelnde Fans am Spandauer Bock auf das Team. «Wir haben uns wie ein Kreisliga-Team gefühlt», sagt Baltes. «Das hatte ich in zwei, drei Jahren erwartet, und jetzt war es schon nach drei Wochen. Wie geil ist das denn?»

Fan-Marsch auch nach Ausscheiden des Teams

Auch bei Offline-Events zeigt sich die Unterstützung. Beim «Counter-Strike: Global Offensive»-Turnier IEM Cologne marschierte der BIG-Fanclub Roaring Bears mit Trommeln, Fahnen und Fangesängen gemeinsam in die Arena, obwohl ihr Lieblingsteam die Playoffs bereits verpasst hatte.

Noch etwas farbenfroher tritt der Unicorns-of-Love-Fanclub Love Hurts Crew auf, der sich bei Turnieren gerne in rosafarbenen Kostümen zeigt. Diese Gemeinschaft würde laut Mitgründerin Lisa Heinrich auch einzelne Fans mitnehmen.

Einzelne Fans mitnehmen

«Ich würde nie alleine zu einem Event fahren», sagt sie im Gespräch mit dpa. «Wenn ich aber eine Fangruppe hinter mir habe, weiß ich, dass ich nicht die gesamte Zeit alleine verbringen muss. Es macht so viel aus, wenn man Gemeinschaft erleben kann.»

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