Darf ich glücklich sein, wenn andere leiden?

Darf ich glücklich sein, wenn andere leiden?
Foto: Symbolbild Unglück / pixabay geralt

Leid minimieren und anderen helfen

Wer sich vorstellt pures Glück zu empfinden, während liebe Mitmenschen leiden, wird sich komisch dabei vorkommen. Jeder wird schon einmal schwere Situationen mit Freunden oder Familienmitgliedern durchlebt haben und wissen, wie es ist. 

Darf ich überhaupt glücklich sein, während der andere leiden? 

Sein eigenes Glück auf dem Unglück anderer aufzubauen, wäre falsch. Zu wissen, dass es (in anderen Ländern) Menschen und Tiere gibt, die für den Reichtum Europas zu unmenschlichen Bedingungen arbeiten, ist ebenso inakzeptabel. Im Idealfall sollte also Niemand leiden müssen, damit es uns gut geht. Dafür wird schon viel getan. Die Welt befindet sich auf vielen Ebenen in einem Wandel, aber es gibt auch noch viel zu tun in diesem Bereich. Es ist wichtig, diese Themen nicht zu vernachlässigen oder gar als unwichtig einzustufen. Jeder sollte sich über das eigene Glück im Klaren sein. Nehmen wir 2022 zum Anlass einmal mehr zu hinterfragen, wie es anderen Menschen oder auch Tieren geht und ob deren Unglück in Zusammenhang mit unserem Glück steht. Falls ja, gibt es viele Ansätze und Möglichkeiten sein eigenes Handeln zu optimieren, um dem Leid entgegen zu wirken. Dazu können folgende Fragen relevant sein:

  • Wer ist für die Herstellung meiner Kleidung zuständig? Ist meine Kleidung extrem kurzlebig und günstig?
  • Kaufe ich mein Essen immer nur verpackt oder gibt es viele Lebensmittel, die ich auch lose einkaufe? Entsteht dadurch viel Müll? Was passiert mit meinem Müll wenn er abgeholt wurde? Kann ich ihn reduzieren?
  • Esse ich von einem Lebensmittel extrem viel? Sind darin tierische Produkte enthalten? Welche Tiere sterben für mein Essen?
  • Kaufe ich viel Wasser und Milch? Stammt das Wasser aus Trinkwasserarmen Regionen? Möchte ich weiterhin jeden Tag Muttermilch einer Kuh trinken während das Kalb ihr weggenommen wird? 
  • Welche Firmen geraten in den Medien oft in die Kritik zum Thema Menschenwürde? Kaufe ich viel davon?
  • Welche politische Einstellung vertrete ich? Werden dadurch andere Menschen ausgeschlossen oder beleidigt?
  • Besuche ich oft den Zirkus oder andere Tiershows? Weiß ich, ob es den Tieren dabei gut geht? 
  • Kaufe ich viel regional ein oder wird alles mit dem Flugzeug eingeflogen? Wie umweltschädlich ist das Fliegen? Was geben große Frachtschiffe oder Kreuzfahrtschiffe an die Umwelt ab? Fliege ich selbst viel? 
  • Gibt es in meinem Umfeld Personen, denen ich schon immer helfen wollte? Fehlt mir der letzte Impuls um einer Organisation Geld zu spenden? (Frauenhäuser, Kinderheime, ...)

Im Alltag ist es nicht immer möglich, sich über diese Fragen im Klaren zu sein und die Zeit zu finden, Dinge zu hinterfragen. Doch es fühlt sich gut an, die Welt ein Stück besser zu machen. Nicht jede Frage muss sofort beantwortet werden oder das ganze Leben auf den Kopf gestellt werden. Wer jeden Tag versucht, ein Stück mehr des eigenen Glücks zu hinterfragen und sich zu informieren, lernt dazu und verbessert sich täglich. Dadurch hilfst du nicht nur dir selbst, dich immer neu zu entdecken, sondern auch anderen. 

Doch was ist mit dem alltäglichen Glück? 

Deine Freundin hat Schmerzen. Deiner Oma fällt es schwer die Treppe hinauf zu gelangen. Du siehst deinen Eltern an, dass sie emotional ausgelaugt sind. Hilfe anzubieten ist in solchen Situationen besonders wertvoll. In den meisten Fällen sind die Betroffenen über jeden Ratschlag, jede Umarmung und all die aufmunternden Worte dankbar. 

In einem selbst löst diese Hilfe oftmals schon Glücksgefühle aus. Und es ist okay, trotzdem glücklich zu sein. Wir können nicht alles beherrschen und nicht jedem lieben Menschen im Alltag helfen. Mitgefühl hilft. Doch Optimismus hilft auch. Es ist nicht immer mit einem "Es wird schon wieder!" getan. Doch wem hilft es, wenn du dein Leben genau so schmerzvoll gestaltest? Wenn du dich ebenfalls mit runterziehen lässt, wer hat dann die Kraft die aufmunternden Worte zu finden? Wer hat dann die Energie den Einkauf die Treppe hochzutragen? Und wer fühlt sich dann noch in der Lage für Zwei zu kämpfen? 

Wir sprechen in diesem Fall nicht von Ignoranz oder Egoismus, sondern von einer Kombination aus Mitgefühl und Optimismus. Wer die Power für den Tag nicht nur für sich selbst braucht, sollte glücklich sein. Schreibe dir eine Liste mit Dingen, für die du trotz aller Widrigkeiten, trotz der Krankheit des Freundes und trotz der Trauer deines Opas, dankbar bist. Erfülle dein eigenes Leben mit so viel Positivem, wie du kannst und hilf damit anderen. 

Finde deinen Weg!